Reisen

Zu Besuch im Norden Vietnams

Unsere Reise ins Ungewisse beginnt auf einem Busbahnhof mitten in Hanoi. Einen Tag zuvor hatte ich in einer Facebook-Gruppe einen Post gesehen, in dem ein junger Mann Werbung für die neue Unterkunft seines Opas, Thó, macht. Es ist ihr erster Post, und auf Google gibt es keinerlei Rezensionen über diesen Ort. Ein Blick auf die digitale Karte macht es nicht besser, das “Homestay” liegt komplett ab vom Schuss im tiefsten Norden von Vietnam.

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“Wird schon passen”, dachte ich mir und schrieb ihm eine Nachricht ob ich vorbeikommen kann. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich da gerade für das absolute Highlight meiner Reise unterschrieben hatte. 

Seinen nicht sehr spezifischen Anweisungen folgend (“Nimm Bus x und lass dich auf Landstraße x rausschmeißen, da kommt dann irgendwann ein anderer Bus, der Fahrer weiß Bescheid”) kaufte ich mir ein Ticket für die 5 Stündige Fahrt mit dem ersten Bus. 

Und das Abenteuer ging direkt los, es handelte sich nämlich um einen Schlaf-Bus. Diese Busse haben spezielle Liegesitze, in denen man (wenn man maximal 1,60m groß ist) die Fahrt über schlafen kann. Sicherheitsgurte gibt es nicht, genauso wenig wie Toiletten. 

Nachdem ich die erstaunlich angenehme Fahrt hinter mich gebracht hatte, war es Zeit für die wohl wichtigste Frage des Tages: Wird der zweite Bus kommen? Und bringt er mich ans richtige Ziel? Und siehe da, nach ein paar Minuten kam er, mitten im Nirgendwo auf einer Landstraße! 

Diese Busfahrt wird mir immer im Gedächtnis bleiben. 3 Stunden haben wir gebraucht für ca. 30 Kilometer, über Stock und Stein und Schlaglöcher die Mondkratern ähnelten. Dementsprechend war Zustand des Busses, ich war heilfroh als wir ohne Panne ankamen. Aber wie alles in Vietnam macht gerade DAS den Charme aus.

Die Fahrt an sich war ein Riesenspaß. Ich bin (so gut es ging) mit einem Vater ins Gespräch gekommen, der mit seinem kleinen Sohn unterwegs war. Er wollte mit mir um mein Smartphone feilschen und ich gab dem kleinen Jungen eine 50 Cent Münze, er hatte sich unfassbar gefreut. Wir haben viel gelacht und so gingen die 3 Stunden auch wie im Flug vorbei, denn plötzlich ich stand vor einem kleinen Laden mitten im Nirgendwo. 

Wieder ein paar Minuten später wurde ich dann von dem jungen Mann, mit dem ich auf Facebook geschrieben hatte, abgeholt. Er erzählte mir ein paar spannende Sachen über die Umgebung, zum Beispiel dass die Siedlung seit einer Woche Internet hat, und seit einem Monat Strom. Nach einer knappen Stunde Fußmarsch waren wir dann endlich da. 

Ich wurde sehr familiär und freundlich empfangen und es gab direkt Abendessen, das ich bitter nötig hatte nach mittlerweile 10 Stunden Transit. Ein paar andere Gäste waren auch schon da, scheinbar sind auch sie dem mysteriösen Post gefolgt. Das Abendessen bestand aus selbst angebautem Reis, verschiedenem Gemüse, Eiern und Tofu. Dazu gab es abgekochtes Wasser, Leitungswasser gab es nicht. Das sehr leckere Abendessen, zusammen mit guten Gesprächen und einem Vorgeschmack an Reiswein (der später noch wichtig wird) ließen wir den Abend ausklingen.

Den nächsten Morgen starteten wir mit den Resten vom Abendessen, und direkt danach ging es los in die Berge. Durch wildes gestikulieren wurden wir über die bevorstehende Wanderung informiert, irgendwas mit einem Wasserfall. Spannend, also los!

Wir liefen also Thó hinterher, immer weiter ins Nirgendwo. Vorbei an malerischen Aussichten mit Reisterrassen, kleinen Hütten und geschäftigem Treiben. Weder wussten wir wo die Reise hingeht, noch wie lange oder mit welchen Zwischenstopps. Aber, wie alles in Vietnam, hat das sicher irgendwie gepasst. 

Nach 1-2 Stunden erreichten wir ein Haus an einem Hügel, das wohl einem Freund von Thó gehörte. Und dann nahm unsere so entspannte Wanderung eine interessante Wendung. Wir wurden kurzerhand eingeladen auf mehrere Flaschen selbst gebrannten Reiswein (Eine Höflichkeit in Vietnam besagt, dass jede Flasche die geöffnet wird, auch leer gemacht werden muss) und ein paar Dosen Bambus-Bong mit speziellem Bergtabak (es war wirklich nur Tabak), die perfekte Kombination bei 38 Grad und inmitten einer Tageswanderung. So legten wir also unseren ersten Stopp ein. 

Nachdem alle Flaschen, sowie der Tabak geleert waren, ging es ziemlich alkoholisiert weiter. 

Wieder passierten wir ein paar wunderschöne Orte, kleine Täler und Wälder. 

Wieder eine Stunde später erreichten wir Thó ‘s nächsten Nachbar. Und dreimal dürft ihr raten was es gab. Reiswein! Dieses mal zum Glück in Verbindung mit einem sehr leckeren Mittagessen, etwas Grüntee und einem kurzen Mittagsschlaf am Ventilator, den wir alle bitter nötig hatten. 

Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, ging es weiter zur letzten Haltestelle unserer Wanderung, einem bisher von Touristen noch unberührten Wasserfall. Nach einem ganzen Tag betrunken in der Sonne wandern, war es das wohl beste Gefühl der Welt sich in das kühle Wasser fallen zu lassen, ganz ohne Massentourismus. 

Abgekühlt und beeindruckt von diesem magischen Ort, traten wir die Heimreise an, denn es wurde bald dunkel. Auf dem Rückweg liefen wir noch an einer Gruppe Einheimischer vorbei, die gerade einen Weg teerten. 

Voll von tollen Erfahrungen und einem unfassbaren Tag legte ich mich auf meine Isomatte und schlief ein wie ein Baby. 

Seid Ihr bereits in Nordvietnam gewesen?

Liebe Grüße
Euer Nico

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Nico

Für mich war schon früh klar, dass ich etwas mit Fotografie machen möchte. Bereits als Kleinkind hatte ich schon die erste Kamera in der Hand und habe sie seitdem selten beiseite gelegt. Auch, wenn ich die Portraitfotografie priorisiere, finde ich doch immer mehr Gefallen an Landschaftsaufnahmen, die die unberührte Natur zeigen. Allerdings nutze ich hierzu eher humane Zeiten für meine Aufnahmen und insbesondere die goldene Stunde am Abend – um 2 Uhr nachts schlafe ich generell immer.

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