Ein Einblick in die Wildlife Fotografie
Ein Einblick in die Wildlife Fotografie
Besonders gefreut haben wir uns über die Zusage von Anskar einen Gastbeitrag zu schreiben. Er gibt uns einen ganz persönlichen Einblick in die Wildlife Fotografie und hat ein paar tolle Bilder im Gepäck!
Stundenlang versteckt in der Kälte ausharren, meist ohne ein einziges Foto geschossen zu haben. Oft sind dies die demotivierenden Gedanken, die einem in den Kopf schießen, wenn man an Tier- oder Wildlife Fotografie denkt.
Aber es geht auch anders!
Denn unter Wildlife versteht man sämtliche Tiere die in freier Wildbahn leben und dabei frei über Partnerwahl, Aufenthaltsort und Nahrung entscheiden können. Das heißt nicht nur Löwe, Bär und Hirsch sind Wildtiere, sondern auch die Blaumeise im heimischen Garten, das Eichhörnchen im zentralen Stadtpark oder das Reh auf dem nächstgelegenen Feld.
Heute nehme ich euch mit und zeige euch meine Weise Tiere in freier Wildbahn zu fotografieren!
Das Verhalten – code of conduct
Vorab das Wichtigste! Sobald man auf irgendeiner Weise mit Tieren arbeitet, sie aufspürt oder fotografiert darf man eines niemals vernachlässigen: die richtigen Verhaltensregeln! Dadurch hat man nicht nur viel bessere Chancen die Tiere und ihre natürlichen Lebensweisen zu fotografieren, sondern man sorgt auch dafür, dass die Begegnung für beide Seiten äußerst stressfrei verläuft.
Egal um welche Tierart es sich handelt, gilt es immer eine gewisse Distanz zu wahren. Manche Tiere lassen einen näher ran als andere, bevor sie in Stress, Panik oder gar Flucht umschlagen. Hier gilt es, lieber etwas mehr Abstand zu halten, als den einen Schritt zu viel zu machen. Denn dann verfällt das Tier nicht nur in Angst, sondern verschwindet wahrscheinlich vollständig von der Bildfläche. Und wo keine Tiere, dort keine Fotos!
Außerdem ist es wichtig, egal wie zutraulich die Tiere auch wirken, sie niemals anzufüttern (Ausnahmen bieten die Vögel im heimischen Garten, solange man sich an gewisse Hygienemaßnahmen hält). In sensiblen Bereichen wie Naturschutzgebieten, Nationalparks oder während der Brut- und Setzzeit sollte man noch vorsichtiger vorgehen als ohnehin schon.
Hier gilt es jeglichen Stress zu vermeiden um den Tieren keine lebensnotwendige Energie zu rauben. Das fliegen von Drohnen oder ableinen von Hunden sollte dann möglichst auf ein anderes Gebiet verschoben werden!
Code of conduct eingeprägt? Dann auf geht’s zur richtigen Location!
Die Location – Wildlife is everywhere
Ich fotografiere selbst am Liebsten im (sub)urbanen Raum, denn das bringt einige Vorteile mit sich. Hier sind die Tiere deutlich mehr an die menschliche Anwesenheit gewöhnt und haben eine viel geringere Fluchtdistanz, das heißt sie flüchten nicht sofort bei menschlichen Sichtkontakt. Ist dies der Fall, kann man nicht nur problemlos näher an die Tiere ran, man muss auch weniger Zeit, Gewicht und Geld in Tarnkleidung investieren.
Außerdem ergeben sich durch das suburbane Setting oft sehr coole, fast skurrile Motive. Hier in Wien gibt es zum Beispiel viele Feldhamster und Rehe die auf den riesigen Friedhöfen leben. Und so ein Reh im Morgennebel mit Gräbern im Hintergrund hat doch was, oder nicht?
Aber auch der heimische Garten kann als Setting dienen! Während des ersten Lockdowns haben wir zum Beispiel ein Tarnzelt im Garten der Eltern meiner Freundin aufgebaut und fantastische Ergebnisse erzielen können. Wenn man an solchen Orten täglich etwas Zeit verbringt, lernt man viel über den Ablauf der Tierwelt. Nach einigen Tagen konnten wir schon fast die Uhr danach stellen, wann das Eichhörnchen wohl die Nüsse stibitzt, die eigentlich für die heimischen Vögel gedacht waren!
Selbstverständlich gelten auch im (sub)urbanen Raum die oben beschriebenen Verhaltensregeln. Location ausgecheckt? Dann machen wir uns jetzt an die richtige Ausrüstung!
Das Equipment – longer ain’t better
Eigentlich finde ich, dass Ausrüstung bei der Fotografie eher hintenansteht (viel wichtiger sind meiner Meinung nach die Perspektive und das Licht). Bei der Wildlife Fotografie braucht man allerdings natürlich trotzdem eine gewisse Brennweite, um überhaupt an Ergebnisse im Porträtbereich zu kommen.
Der Vorteil des (sub)urbanen Raums liegt hier wieder darin, dass man den Tieren viel näherkommen kann. So kann man schon ab einer Brennweite von 200mm wirklich schöne Bilder erzielen! Natürlich ist es aber auch möglich im weitwinkligeren Bereich kreativ zu werden oder die Tiere samt ihrer Umgebung festzuhalten.
Es gibt in der Wildlife Fotografie wenig Regeln und jeder kann im richtigen Setting mit seiner Ausrüstung seiner Kreativität freien Lauf lassen! Für mich ist immer eine Bandbreite von Fotos wichtig und ich möchte ein Tier nicht nur porträtieren, sondern auch in seiner natürlichen Umgebung zeigen.
Da Tiere vornehmlich während der Dämmerung aktiv sind, empfiehlt sich eine Kamera, die auch im höheren ISO-Bereich noch gute Ergebnisse erzielt. Wollt ihr Tiere in Bewegung oder Vögel im Flug fotografieren, ist außerdem ein schneller und zuverlässiger Autofokus von Vorteil.
Aktuell fotografiere ich persönlich mit der Sony a7iii und dem Sigma 150-600mm C. F5-6,3 für close-up Aufnahmen und dem Sony 70-200mm f4, wenn ich die Umgebung mehr mit einbinden möchte.
Fazit
Wildlife zu fotografieren ist unfassbar vielseitig und kann wirklich von überall aus geschehen. Die Ausrüstung ist dabei zwar wichtig, aber trotzdem noch eher zweitrangig. Versucht doch Mal im nächsten Stadtpark, Wald oder sogar im eigenen Garten ein paar Wildtiere aufzuspüren und zu fotografieren! Ihr werdet überrascht sein, was man mit etwas Zeit und Geduld alles entdecken kann!